ERÖFFUNGSREDE - KUNSTHISTORIKERPERFORMANCE

Text: Christof Klemmt und Ralf Ewers

Performance: Christof Klemmt

 

CHRISTOF KLEMMT

Der Maler Christof Klemmt präsentiert Werke in Öl auf Leinwand aus seinen frühen Schaffenszyklen. Es handelt sich um Darstellungen von Landschaften, Farbfeldern und gegenständlich anmutende Kompositionen.


Der Künstler analysiert durch den kreativen Prozess – ähnlich wie bei Evolutionsprozessen – die Entwicklungsabläufe der Natur, indem durch Auflösung und wieder Zusammenführen die Idee von neuen Lebensformen entsteht.


Die mit amorphen Formen komponierten Gemälde öffnen Assoziationsräume aus den Bereichen der Flora und Fauna. Die Meereslandschaften geben den klassischen Aufbau eines Landschaftsbildes wieder. Vorder-, Mittel - und Hintergrund werden in einer konsequenten Darstellung aus horizontalen angelegten Ebenen im Bild erfahren. Hierbei wird eine abstrahierte Sicht auf eine scheinbar geordnete Landschaft vermittelt, zudem gibt die Farbe durch den pastosen Auftrag dem Bild einen objekthaften Ausdruck.


Die Farbfelder sind monochrom wirkende Bilder, die durch die Schichtungen der dünn aufgetragenen Ölfarbe einen metaphysischen Gedankenraum erzeugen. Hier wird die Grenze von der gegenständlichen zur informellen Malerei beschritten.


 

RALF EVERS

Die Arbeiten des Fotografen Ralf Evers stellen als übergeordnetes Thema das Nebeneinander von Kulturlandschaften und Natur dar. Sie sind allerdings keine Dokumentation oder themengebundene Zusammenstellung.


Alle ausgestellten Bilder sind alltägliche Aufnahmen, in denen bei genauerer Betrachtung eine individuelle Thematik sichtbar wird. Sichtbarwerdung bedeutet für Evers in diesem Zusammenhang, dass sich im Moment der Aufnahme ein an und für sich in jedem Kontext vorhandener, teilweise auch abstrakter Ausdruck in ungewohnt deutlicher Ausprägung zu einer Aura verdichtet hat. Beispiele wären hier Ruhe, Kommunikation oder auch Absurdität.


Diese Themen besitzen sowohl in der Natur als auch in der vom Menschen gestalteten Umgebung eine besondere Bedeutung, wodurch sie universell werden und Zeit und Ort der Aufnahme oft ihre Bedeutung verlieren. Häufig wird dabei für den Fotografen der grundsätzliche Gegensatz deutlich, der den Entwicklungsprozess von Naturräumen von menschlicher Konstruktion unterscheidet. Es entsteht so ein Nebeneinander von Ingenieursleistung, Naturgesetzen und eigensinnig vitaler Flora und Fauna, die sich unbeeindruckt von der menschlichen Planung ihren eigenen Lebensraum gestaltet.


Die Umgebung im Bildausschnitt reduziert sich häufig zur Bühne für das Motiv, das Evers durch die Bildbearbeitung in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. In dieser Abstraktion erhalten die Motive eine experimentelle Ästhetik, die hier der Fokussierung dient und keinen Selbstzweck darstellt.


 

Die Ausstellung Frühlingswerke - Sommerfell

Die Natur ist für die beiden Künstler wahlweise Motiv, Akteur und Inspiration. Sowohl Evers als auch Klemmt weisen in der Gestaltung die Übergänge vom Gegenständlichen zu verschiedenen Abstraktionsgraden auf, wobei die Motivation experimentelle Ansätze verbindet. Der spielerische Umgang mit der klaren und nicht lauten Farbpalette vermittelt einen insgesamt harmonischen Eindruck der gezeigten Arbeiten.


Der Titel Frühlingswerke – Sommerfell fasst diesen Eindruck zusammen, wobei Inhalte, Farbigkeit, Assoziationsfreiheit und – vor allem in den Arbeiten von Christof Klemmt – die Abkehr von der Gegenständlichkeit hier in Bezug zu Jahreszeit und Ausstellungsdauer stehen.


Der Begriff Frühlingswerke, erhält auch dadurch seine Bedeutung, dass beide Künstler Frühwerke ausstellen. Der in der schleswig-holsteinischen Kunstszene umtriebige Maler und ehemalige Galerist des Kunstraum B in Kiel, Christof Klemmt zeigt frühe Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2006. Ralf Evers zeigt Fotografien, die in den vergangenen fünf Jahren entstanden sind. Für ihn ist dieses die erste öffentliche Ausstellung.


Die Auswahl der Kunstwerke im Rahmen der zeitgenössischen Architektur des Karl-Lennert-Krebscentrums ist als Beitrag zur Raumästhetik getroffen worden.


Prof. Dr. Karl Schumann (Kunsthistoriker)